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Isabell

Über die Verletzlichkeit

Ja, wir fühlen. Ja, wir werden verletzt. Ja, es gehört zu einem lebendigen Leben.

"Als Kinder dachten wir immer alle, wenn wir erst einmal groß sind, werden wir nicht länger verletzlich sein. Aber erwachsen werden bedeutet Verletzlichkeit akzeptieren."

Madelein L'Engel


Was heißt denn Verletzlichkeit?

Oder anders rum: Wie fühlt sich Verletzlichkeit an?


Sich schwach fühlen, nackt und übermäßig emotional. So wird es vielleicht in der Gesellschaft grob und ohne Gefühl suggeriert. Wer zeigt sich demnach noch gerne verletzlich? Ich selbst tue mir schwer damit. Gebe aber nicht auf und schreibe deshalb hier diese Zeilen für eine Welt mit mehr Gefühl und Mut zum Sein: Echt. Gefühlvoll.


Setzt Verletzlichkeit zu zeigen Vertrauen voraus? Denn wenn wir unsere Gefühle und Erfahrungen aufgrund von fehlendem Vertrauen nicht zeigen, dann tun wir uns schwer uns zu öffnen.

Es fehlt das (Selbst)Vertrauen. Die Geborgenheit. Von außen könnte man dann meinen: Die oder der sei kalt, unzugänglich oder gar unnahbar. Dabei ist es nicht so, sondern ganz anders als es scheint. Denn oft passiert aus einer Verletzung ein Gebrochen-sein.

Denn, wer verletzlich ist, ist verwundbar. Und das tut weh. Verdammt weh. Ein schmerzhaftes Gefühl aus einer schmerzhaften Erfahrung, das gerne begleitet wird vom Gedanken: Ich bin falsch. Auch Scham ist hier oft mit im Gefühlsrucksack.

Eine Stelle in Harry Potter fühlt hier hinein und kehrt den Gedanken um, als Sirius Black Harry erklärt:

"Du bist kein schlechter Mensch, sondern ein guter, dem Schlechtes widerfahren ist."

Leichter gesagt als gelebt. Ein Armbruch ist einfacher zu zeigen, als ein gebrochenes Herz oder eine tiefe Wunde in der Psyche. Statt darüber zu reden, zieht man sich zurück, fühlt sich allein und denkt, man ist schwach. Man isoliert sich seelisch.

Nun kann ein Nicht-Sprechen gesundheitlich manchmal schädlicher sein als die Erfahrung selbst. Warum aber versteckt man sich und glaubt, dass man schwach ist, wenn man sich in seiner Verletzlichkeit zeigt? Zeigt es nicht Stärke zu sagen "Ja, das ist mir passiert und es tut (noch immer) weh"


Was hält einen davon ab?


Brené Brown schreibt in ihrem Buch "Verletzlichkeit macht stark" sehr schön:

"...die Maske abnehmen und zu hoffen, dass mein wirkliches Ich nicht allzu enttäuschend ist."

Das kann eine Antwort sein, auf das was einen davor abhält sich zu zeigen- ohne Maske.


Die US-amerikanische Autorin beschreibt auch Verletzlichkeit als Schnittstelle zwischen Mut und Angst. Ja, sich zu zeigen wie man wahrlich ist, fordert Mut.


Woher kommt diese Angst?


Weil es nicht gern gesehen wird, wenn man sich gefühlvoll zeigt. Stattdessen halten wir uns unter Kontrolle und schützen uns. Aber tut dieser Schutz auch wirklich wohl oder ist es eher ein belastender Panzer? Ein Panzer, der sich irgendwann schwer trägt. Denn eigentlich schützen wir die anderen, denen wir nicht anmaßen wollen uns zu sehen wie wir sind. Und wir selbst als verletzliche Wesen sind unverbunden und eben nicht wahrhaftig wie wir sind und tun so als ob. Halt! Immerhin sind wir keine Schildkröten, sondern Menschen und die Verantwortung darf den anderen überlassen sein ob sie hinsehen oder nicht. Sich selbstverantwortlich dem eigenen Leben stellen mit der Konsequenz, dass die anderen wahrnehmen wer wir wirklich sind.

"Verletzlichkeit ist der Kern, das Herzstück und das Zentrum bedeutsamer menschlicher Erfahrungen" Brené Brown

Daher fassen wir uns ans Herz: Seien wir mutig, die Dunkelheit zu untersuchen und mit dem was wir in uns finden auch hinaus zu gehen. Statt hilflos zu bleiben, entdecken wir unendliche Macht eines jeden Lichts. Und Licht brauchts wohl auf dieser Welt. "Mehr Licht!" hat angeblich schon Johann W. von Goethe gemeint. Also: Auf in die Dunkelheit...dunkle Jahreszeit. Selbstfürsorgend mit warmen Tee und vielleicht auch hin und wieder einer wohltuenden Umarmung.


Mit vorweihnachtlichen Wünschen, dass unsere Welt ein Ort ist, an dem wir unsere größte Unerschrockenheit, unsere größten Ängste und unsere Verletzlichkeit zeigen können.


Lichtvolle Grüße,

Isabell

 

Herzenstipp: - Alexander Kosch, Leichtigkeitstrainer https://www.facebook.com/alexander.kosch.92

Hörtipp:

- "OM GANGE - We are water" von Renée Sunbird https://www.reneesunbird.com/


Lesetipp:

- "Verletzlichkeit macht stark" von Brené Brown - "Zart besaitet" von Georg Parlow


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